Klimaschutz auf der Bengelbruck

An der Bundesstraße 294 zwischen Freudenstadt und Besenfeld liegt sie hinter Bäumen und kann sich doch kaum verstecken. Mit fast 40 Metern an ihrem höchsten Punkt ragt die Deponie Bengelbruck in den Himmel. Im Sommer überdecken weite grüne Wiesenflächen den hohen Hügel, der kaum erkennen lässt, dass früher dort Hausmüll abgeladen wurde. Noch weniger zu sehen ist, dass sich in der Deponie viel Technik verbirgt, die der Umwelt und dem Klimaschutz dient. Denn Klimaschutz und Deponien hängen eng miteinander zusammen.

Weltweit rangieren Hausmülldeponien nach Rinderzucht und Reisanbau auf Platz 3 der größten Emittenten von Methan (CH4). Dieses entsteht, wenn sich die auf Deponien entsorgten organischen Abfälle unter Luftausschluss biologisch abbauen. In Deutschland gilt daher bereits seit 2005 auf Deponien ein Ablagerungsverbot für organische Abfälle, die auch Bioabfall genannt werden. Seitdem dürfen dort nur Abfälle entsorgt werden, die nicht verwertet werden können und sich nicht zersetzen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Bauschutt, bituminösen und teerhaltigen Straßenaufbruch (1).

In einem sogenannten Monobereich (2) werden künstliche Mineralfaser und Asbest eingebaut, die zum Deponieren sicher verpackt werden. Weil aber vor 2005 auch auf der Deponie Bengelbruck organische Abfälle abgelagert wurden, arbeitet der Abfallwirtschaftsbetrieb bereits seit vielen Jahren mit aufwändiger Technik, um das Methan auf der Bengelbruck vollständig und sicher aus der Deponie abzusaugen.

Methan ist ein Treibhausgas und neben Kohlendioxid das zweite wichtige klimaschädliche Treibhausgas. Es gilt als mindestens 25-mal schädlicher als Kohlendioxid. Zwar bleibt es nur rund zwölf Jahre in der Atmosphäre, während Kohlendioxid 30 bis 100 Jahre dort bleibt, aber es wirkt klimaschädlicher.
Methan reflektiert die von der Erde abgestrahlte Wärme zur Erde. Dadurch bleibt die abgestrahlte Wärme in Erdnähe und erwärmt das Klima.

Einbaubereich

(1) Einbaubereich

Monobereich

(2) Monobereich

Das Deponiegas der Deponie Bengelbruck wird über insgesamt 57 Gasbrunnen bzw. Gasdrainagen (3) mittels eines erzeugten Unterdrucks kontinuierlich abgesaugt. Jede dieser Gasfassungsstellen ist über eine Gasleitung mit einer der insgesamt sechs Gasregelstationen (4) verbunden, die wie Almhütten aussehen.

Gasbrunnen

(3) Gasbrunnen

Gasbrunnen

(3) Gasbrunnen

Gasregelstation

(4) Gasregelstation

Gasregelstationen

(4) Gasregelstationen

Von den Gasregelstationen aus gelangt das Gas über das Leitungsnetz zur Gasförderstation (5). Das geförderte Deponiegas wird anschließend mit Hilfe einer sog. RTO (Regenerative Thermische Oxidation) flammenlos oxidiert. Ein direkter Nutzen, erzählt Jürgen Kiehnle, Technischer Leiter der AWB: „Mit der Abwärme der RTO heizen wir vollständig unsere Betriebsgebäude und Garagen und wir erzeugen warmes Wasser.“

Das Gasbildungspotenzial der Deponie ist nach wie vor hoch. Fallen derzeit noch jährlich etwa 132.000 Kubikmeter Methan an, wird sich die Menge aber langfristig kontinuierlich verringern, weil durch die fortschreitenden Zersetzungsprozesse die Deponie immer weniger Methan produziert. Doch damit gibt sich der Abfallwirtschaftsbetrieb nicht zufrieden und hat die Entgasungsanlage in den letzten Monaten umfangreich modernisiert (6). Durch eine gezielte Belüftung der Deponie und die Umstellung des Entgasungsbetriebes soll künftig doppelt so viel „Kohlenstoff“ (Methan + Kohlenstoffdioxid) aus der Deponie abgesaugt werden wie bisher. Weil sich hierdurch auch die Zersetzungsprozesse beschleunigen, wird sich auch die kostenintensive Nachsorgephase der Deponie verkürzen. So lohnt sich die Maßnahme nicht nur für das Klima, sondern auch für den Gebührenzahler. Nicht zuletzt fördert der Bund die Maßnahme im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative zu 60 Prozent mit rund 490.000 Euro.

Gasförderstation

(5) Gasförderstation

Modernisierung­s­arbeiten

(6) Modernisierung­s­arbeiten

Und noch etwas ganz Anderes muss die Deponie verlassen: Wasser, das sich über der Basisabdichtung der Deponie sammelt. Die Basisabdichtung verhindert, dass das Regenwasser, das durch die Abfälle fließt und dabei Schadstoffe aufnimmt, ins Grundwasser gelangt. Ein Leitungssystem sammelt dieses Wasser und führt es einer Sickerwasserreinigungsanlage (7) zu, die nur 250 Meter entfernt von der Deponie Bengelbruck liegt. Sie reinigt belastetes Wasser in mehreren Reinigungsstufen unter anderem mit Aktiv­kohlefiltern und Ozon so weit, dass es anschließend in einer kommunalen ­Kläranlage vollständig gereinigt werden kann.

Weil Wasser aber jede Ritze nutzt, überprüft der Abfallwirtschaftsbetrieb einmal jährlich das gesamte Leitungssystem (8) mit Kameras. So erkennen die Mitarbeiter Schwachstellen frühzeitig und können reagieren. Darüber hinaus untersuchen Mitarbeiter regelmäßig das Grundwasser an 16 Pegeln rund um die gesamte Deponie. „Wir fahren mit dem Pick-up los, lassen einen Schlauch manchmal 30 Meter runter ins Grundwasser und ziehen Proben“, erzählt Kiehnle. Ein externes Büro untersucht die Proben und schickt die Ergebnisse an den Abfallwirtschaftsbetrieb. „Die sind in Ordnung, da geht nichts ins Grundwasser“, ist Kiehnle sicher. Die Umweltsicherheit der Deponie hat höchste Priorität.

Sickerwasser­reinigungsanlage

(7) Sickerwasser­reinigungsanlage

Leitungssystem

(8) Leitungssystem

Derzeit wird viel Material von Straßenbaustellen angeliefert. Denn das Mischmaterial, wenn Asphaltdecken entfernt werden, lässt sich nicht mehr sauber trennen. Kiehnle ist darüber froh: „Das Gute ist, dass dieses belastete Material bei uns platziert an einer Stelle liegt, wo wir es überwachen und der Umwelt nichts passieren kann.“

So ist die Deponie Bengelbruck für die Bürgerschaft ein nützlicher Ort, um nicht verwertbare Abfälle loszuwerden. Für Jürgen Kiehnle und das Team der Bengelbruck bedeutet die Arbeit dort täglichen Umwelt- und Klimaschutz.

Nationale Klimaschutzinitiative

Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert die Bundesregierung seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen.
Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.

Gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland, Zuwendungs­geber: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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